Die interventionistische Linke Nürnberg (iL), ruft als Teil des revolutionären 1. Mai Bündnisses zu einem feministischen 1. Mai auf: „Arbeitskampf ist Feminismus und Feminismus ist Arbeitskampf!“
Aufgrund der Pandemie organisiert das Bündnis keine Demonstration mit bis zu 3000 Menschen wie die Jahre zuvor - aber wir rufen trotz der aktuellen Lage, bzw. gerade wegen dieser Zeit, dazu auf, unseren Protest sichtbar zu machen.
So startet am Petra-Kelly-Platz um 13 Uhr der feministische Lautsprecherwagen, der vom Ordnungsamt für eine Stunde genehmigt ist und die geplante Demoroute entlang fährt!
Der Lautsprecherwagen wird dieses Jahr ohne begleitende Protestierende unterwegs sein, aber die verschiedenen Aktionen unterschiedlicher Gruppen, die dezentral auf der Demoroute stattfinden sollen, unterstützen und somit unseren Protest sicht- und hörbar machen!
Demoroute: Petra-Kelly-Platz – Plärrer – Färbertor – Kornmarkt – Hallplatz – Bahnhof – Celtistunnel – Wölckernstraße – Gibitzenhofstraße – Plärrer – Kernstraße
„Die Corona-Krise macht patriarchale Strukturen, die schon lange bestehen, verschärft sicht- und spürbar“, so die Pressesprecherin der iL Nürnberg. Dies zeigt sich nicht erst beim Thema der geschlechtsspezifischen Gewalt, sondern auch bei der Verteilung verschiedener Arbeiten.
Durch die Pandemie wird deutlich, jene Berufe, die für uns und die Gesellschaft überlebenswichtig sind, also Berufe aus dem Care-Bereich, werden zum allergrößten Teil von Frauen geleistet: in Krankenhäusern (76%), Einzelhandel (72,9%), Kindertagesstätten und Vorschulen (92,0%) ,Soziale Arbeit je nach Studienschwerpunkt (71,6-93,1 %) (vgl. Statistik der Bundesagentur für Arbeit).
In der medialen Berichterstattung allerdings fällt auf, die tragenden Stimmen zur Krise sind männliche Stimmen. Frauen werden nicht gefragt und ihre Antworten sowie ihre daraus entstehenden Forderungen nicht sichtbar gemacht.
Genauso wie in der entlohnten Care-Arbeit, ist auch der unbezahlte Care-Bereich (Kinderbetreuung, Kochen, Putzen etc.) mehrheitlich von Frauen getragen. Sie leisten mehr als doppelt so viel direkte Care Arbeit und übernehmen zu 2/3 die unbezahlte familiäre Pflege (vgl. BMFSJF Gender Care Gap. 2019.). In der Corona-Krise wird diese ungerechte Verteilung von Care-Arbeit noch einmal besonders deutlich.
Neben der unbezahlten Arbeit gehen zahlreiche Frauen ganz im Sinne der kapitalistischen Verwertungslogik auch noch einer Lohnarbeit nach. Sie sind damit einer massiven Mehrfachbelastung ausgesetzt, die in den letzten Wochen durch die Kita- und Schulschließungen umso deutlicher zum Tragen kommt. Etliche Mütter müssen nun Home-Office mit Home-Schooling und Kinderbetreuung vereinen. Andere müssen ihre Kinder irgendwie anderweitig unterbringen. Frauen, Lesben und Queers, die die Kinderbetreuung und gegenseitige Unterstützung jenseits von Kernfamilien organisieren, müssen jenseits des offiziell Erlaubten Lösungen finden. Vor allem für Familien ohne akademischen Bildungshintergrund und/oder einer anderen Muttersprache als Deutsch kann Home-Schooling eine riesige Überforderung bedeuten. Auf diese Weise werden Klassenunterschiede verschärft.
Der 1. Mai ist der internationale Kampftag der Arbeiter*innenklasse. Wir sagen: Es gibt keine wichtigere Arbeit als Care-Arbeit, sei sie bezahlt oder unbezahlt. Und weil Care-Arbeit zum allergrößten Teil von Frauen übernommen wird, kann der 1. Mai nur ein feministischer 1. Mai sein. Und das gerade in Zeiten von Corona, in denen FLINT* noch mehr als sonst durch patriarchale kapitalistische Strukturen ausgebeutet und unterdrückt werden.
Wir fordern, dass Care-Arbeit nicht nach rassistischen, geschlechtlichen oder klassenbezogenen Strukturierungen verteilt wird! Wir fordern eine Umverteilung und Anerkennung von Care-Arbeit!